Peter ist Bauingenieur, Mitte 30, gut ausgebildet und seit kurzem Abteilungsleiter. Er ist klug, eloquent und kann gut mit Menschen umgehen. Er wird geschätzt von seinen Kollegen und hat hart für seine Beförderung gearbeitet.
Wenn Peter seinen Freunden von seinem neuen Job erzählt, berichtet er, dass er jetzt im Prinzip einen neuen Dienstwagen bekommen hat. Hoch motorisiert mit luxeriöser Innenausstattung. Welches er jetzt endlich schön ausfahren kann. Er wird nicht mehr so ausgebremst wie in der alten Abteilung, jetzt hat er die Zügel in der Hand und bestimmt das Tempo. Er genießt es, dass sich endlich die ganzen Anstrengungen der letzten Jahre auszahlen. Die Firma hat ein klares Ziel definiert und er hat eine klare Vorstellung davon, wie er mit seinem neuen Auto sein Ziel erreicht.
Das ist die Version der Geschichte, die Peter im Smalltalk erzählt. Dort ist immer schöner Sonnenschein, das Wetter ist gut, die Straße trocken. Die Strecke ist gut befahrbar und die sich auftuenden technischen Probleme löst er als Bauingenieur nebenher. Der Teil jedoch, der ihm Bauchschmerzen bereitet, bespricht er bisher nur mit wenigen Menschen:
In seiner Vorstellung fährt er nett mit seinem Auto vorneweg und seine Abteilung fährt brav hinterher. Am Nachmittag erreichen sie gemeinsam das Tagesziel, jeder stellt sein Auto ab und geht fröhlich nach Hause. Die Realität holt ihn jedoch jeden Tag ein. Da gibt es z.B. die Fraktion, die völlig unzufrieden ist, mit dem Weg, den Peter gewählt hat, um das Ziel zu erreichen. Die einen, die mit ihm darüber diskutieren und ihn viel Kraft kosten. Noch mehr Sorgen bereiten ihm aber diejenigen, die einfach aus der Reihe ausscheren und einen anderen Weg fahren. Die dann teilweise auch früher ankommen und hämisch jedoch ohne zu sprechen ihr Ding durchziehen.
Dann gibt es noch die Drängler, bei denen es immer wieder zu Blechschäden kommt, weil sie ihr Gefährt nicht beherrschen und übermütig agieren. Ganz zu schweigen von den technischen Problemen, die manche Leute haben, weil sie sich nicht ordentlich um die notwendigen Instandhaltungsmaßnahmen kümmern. Und dann den ganzen Betrieb aufhalten, weil sie nicht mehr Vollgas geben können.
Und dann gibts da noch eine ganz andere Ebene, die Peter ein Stück weit lähmt. Beim letzten Gespräch mit seinen Eltern ließ sein Vater durchblicken, dass er es ungehörig findet, dass Menschen in großen Firmen solch ein teures Auto zu fahren. Er habe sein Leben lang hart und ehrlich gearbeitet. Zu viel Geld und solches Spielzeug verderbe den Charakter.
Peter hat jetzt auf mehreren Ebenen Probleme. Dies führt dazu, dass er trotz toller Arbeitsbedingungen und dem Job, den er eigentlich gerne tut, immer weniger Performance zeigt, weil er sich innerlich zurückzieht. Es fällt im morgens schwieriger, sich für den Tag zu motivieren und er sucht sich nach der Arbeit immer mehr Ersatzhandlungen, die ihm nicht gut tun.
Weil Peter einen guten Chef hat, dem er sich in einem Reflexionsprozess anvertrauen kann, wird für Peter ein Coachingprozess installiert. Primäres Ziel ist es, dass Peter seine vorherige Performance-Rate wieder erreicht und idealerweise noch ausbaut.
Der Coach arbeitet dann mit Peter an verschiedenen Baustellen, die sich auf unterschiedlichen Ebenen abspielen. Zum einen geht es um Peters Führungsrolle. Von seinem inneren Bild einer guten Führungskraft. Was er in seiner Persönlichkeit mitbringt und ihm als Abteilungsleiter nützt. Z. B. die Fähigkeit, das Ziel zu sehen und gut beschreiben zu können. Sodass alle Mitarbeiter es genau so klar sehen können und dort gut ankommen. Er lernt, diese Fähigkeit konstruktiv einzusetzen.
Genauso die Dinge aus seiner Persönlichkeit, die ihn aktuell daran hindern, ein guter Abteilungsleiter zu sein. Warum ist es ein Problem für ihn, wenn Mitarbeiter einen anderen als den seinen Weg wählen und damit auch ans Ziel kommen? Vielleicht sogar besser oder schneller? Was löst dies ihn ihm aus?
Wie kann er gut mit den Dränglern umgehen? Was half ihm, als er noch dieser junge, übermütige Drängler war? Wie schafft er es, die beste Performance aus seinen Mitarbeitern herauszuholen? Wie kann er seine Stärken ausspielen, um ein gutes Arbeitsklima zu schaffen, das dann wiederum zu guten Ergebnissen führt?
Intensiver wird das Coaching für Peter dann in weiterführenden Sitzungen, wenn er sich daran macht, innere Klarheit bezüglich des Konfliktes mit seinem Vater zu entwickeln. Was legte dieser in seiner Kindheit in Peter hinein, das ihn heute immer noch antreibt? Wie kann er gut mit der Kritik seines Vaters an seinem Erfolg umgehen? Was kritisiert Peters Vater eigentlich, was ist das dahinterstehende Bedürfnis? Wie kann Peter gut damit umgehen?
Peter steht an einem spannenden Punkt seiner beruflichen Entwicklung. Und er hat jetzt die Möglichkeit, Probleme anzugehen, die immer wieder auftauchen würden in seinem beruflichen Werdegang. Wenn er es schafft, diese Dinge erfolgreich zu bearbeiten, sind noch viel größere Dinge möglich. Vielleicht fährt er irgendwann kein Auto mehr. Sondern wird gefahren. Oder er steigt auf einen Helikopter um. Der ihn noch variabler und schneller macht. Sodass er seine Ziele noch besser erreicht.
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